Clubhouse ein Datenschutzfiasko
Die Corona-App nicht benutzen, wegen dem Datenschutz. Da kommt die neue Clubhouse-App gerade genau richtig. Das Erfolgsrezept von Clubhouse heißt vermutlich Fomo (englisch „fear of missing out“, Diese Angst, etwas zu verpassen, kurz: Fomo) + Corona: Wenn sich eine neue Community bildet, in der man Promis, Machern und Entscheidern (virtuell) begegnen kann, will so mancher diese Chance nicht verpassen. Das ganze wird noch verstärkt durch Gefühle von Langeweile und Isolation, wie sie der Corona-Lockdown hervorbringt. Auf Clubhouse kann man plötzlich wieder mit Hunderten von Menschen in einem Raum sein und neue Leute kennenlernen. Hinzu kommt die clevere Strategie der künstlichen Verknappung: Eine Gemeinschaft, in die nicht jeder rein kommt, übt natürlich einen großen Reiz aus – so groß, dass anfangs viele Menschen sogar bereit waren, für eine Einladung zu zahlen.
Während viele Nutzer von der neuen Chat-App begeistert sind, zeigen sich Daten- und Verbraucherschützer entgeistert. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat die hinter Clubhouse stehende Firma Alpha Exploration Co bereits abgemahnt. Auch der Datenschutz-Check der Stiftung Warentest zeigt, dass Clubhouse nicht nur datenhungrig ist, sondern zusätzlich in mehreren Punkten gegen europäisches Recht – insbesondere die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – verstößt:
- Die Datenschutzerklärung liegt bislang nur auf Englisch vor – viele deutschsprachige Nutzer können sich daher nicht ausreichend über die Datenschutzpraktiken des Anbieters informieren.
- Es wird kein Verantwortlicher benannt, der für die Datenverarbeitung zuständig ist.
- Die Informationen zu Datenverarbeitungszwecken, den rechtlichen Grundlagen dafür und zur Speicherdauer sind lückenhaft.
- Verbraucher werden nicht ausreichend über Ihre Rechte aufgeklärt.
- Die Rechte, die sich der Anbieter für die Verwendung der Nutzerdaten einräumt, sind zu weitgehend.
- Der Anbieter hält sich nicht an die Pflicht, ein Impressum auf der Website zu veröffentlichen.
Zudem erfasst Clubhouse viele Daten – unter anderem:
- was für ein Handy man benutzt,
- bei welchem Mobilfunkanbieter man ist,
- welche Chaträume beucht wurden,
- wie lange man dort war,
- wann und wie lange man die App insgesamt verwendet hat.
Da Clubhouse bislang nur auf iOS verfügbar ist, überrascht es nicht, dass neben dem App-Anbieter auch Apple Nutzerdaten erhält.
Einige Informationen – etwa Angaben zu dem vom Nutzer verwendeten Smartphone sowie der Name des Mobilfunkanbieters – landen allerdings bei zwei anderen Unternehmen. Eines davon heißt Data Theorem, es hat sich auf IT-Sicherheit spezialisiert. Das zweite Unternehmen ist Amplitude, eine bekannte Datenanalyse-Firma – sie überwacht detailliert, was Nutzer in der App tun. Aus solchen Verhaltensanalysen lassen sich wertvolle Informationen für Werbezwecke gewinnen.
Sowohl Amplitude als auch Data Theorem sitzen in Kalifornien – genau wie Apple und Clubhouse-Anbieter Alpha Exploration. Ähnlich wie bei vielen anderen Apps und digitalen Dienstleistungen scheinen auch die Kunden der Gratis-App Clubhouse mit ihren Daten zu zahlen. Die gesammelten Informationen fließen in die USA, wo deutlich laxere Datenschutzgesetze gelten als in der EU.
Wer also Clubhouse benutzt, sollte sich dessen bewusst sein, dass er mit seinen Daten bezahlt.
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